Aktuelles: Bericht
vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht22. Februar 2019
Das Comeback des Zauberwürfels
Mike, ein Junge aus Bergdietikon, löst den Zauberwürfel in weniger als 15 Sekunden. Mit dieser beeindruckenden Fähigkeit wird er im Juli zusammen mit vier Kollegen die Schweiz an der Weltmeisterschaft in Australien vertreten.
In weniger als 12 Sekunden habe ich ihn schon gelöst, den Zauberwürfel, auch Rubik’s Cube genannt. Klingt für viele unglaublich, ist aber noch weit von der schnellsten offiziell gemessenen Zeit (3,47 Sekunden im November 2018) entfernt.
Ich lebe in Kindhausen und bin ein sogenannter Speedcuber. Beim Speedcubing geht es darum, einen Zauberwürfel so schnell als möglich zu lösen. Die meisten Leute denken, dass es viel mit Mathematik zu tun hat, und obwohl die Gruppentheorie anhand des Würfels anschaulich gemacht werden könnte, muss man diese weder kennen noch verstehen, um ihn zu lösen.
Bevor ich erkläre, wie ein Zauberwürfel funktioniert, erst etwas zur Geschichte des Würfels: Professor Ernő Rubik aus Budapest wollte für seine Architekturstudenten einen Würfel entwickeln, der gedreht werden konnte, ohne auseinanderzufallen. 1976 war es ihm gelungen, doch er musste feststellen, dass er selbst den Würfel nach dem Verdrehen nicht mehr lösen konnte. Erst nach einem Monat gelang es ihm, den ersten Zauberwürfel der Welt zu lösen und eine erste Methode dazu zu entwickeln. Erst 2010 wurde bewiesen, dass jeder der 43’252’003’274’489’856’000 Zustände des 3×3×3-Puzzles in höchstens zwanzig Drehungen gelöst werden kann. Theoretisch.
«Eigentlich ganz einfach»
Eigentlich ist es ganz einfach: Für die gängigste Methode löst man zuerst eine Seite, oftmals die weisse, fügt dann die Kantensteine ein und bildet so die ersten zwei Ebenen. Mit einer Reihe von Algorithmen löst man dann die letzte Ebene. Mit viel Übung, Vorausschau, gelernten Algorithmen und auch ein klein wenig Glück erreichen die weltbesten Speedcuber regelmässig Zeiten von unter fünf Sekunden. Unter www.speedcubing.ch lässt sich unter der Kategorie «Lösungsanleitungen» eine detaillierte Beschreibung finden, anhand derer jeder das Puzzle lösen kann.Ich übe dieses Hobby nun seit etwas mehr als einem Jahr aus und habe bereits an mehreren Wettkämpfen teilgenommen. Als einer von zurzeit fünf angemeldeten Schweizern trete ich dieses Jahr an der Weltmeisterschaft in Australien an. 768 Teilnehmer aus fünfzig Ländern (Stand 24. 2. 2019) treten miteinander gegen die Uhr an, fachsimpeln, geben sich gegenseitig Tipps und haben eine grossartige Zeit. Bis zu tausend Speedcuber werden erwartet, die während vier Tagen 18 verschiedene Disziplinen austragen.
Jeder Versuch wird von einem Schiedsrichter überwacht, der sicherstellt, dass die offiziellen Regeln der World Cube Association (WCA) eingehalten werden und die erreichten Zeiten korrekt notiert sind. Die meisten Schiedsrichter und anderen Turniermitarbeiter sind selbst Teilnehmer, alle arbeiten ehrenamtlich mit. So bleiben die Kosten tief, die Teilnahme für jeden erschwinglich. Ein Delegierter der Weltorganisation ist verantwortlich für die Publikation der Resultate auf der WCA-Webseite, wo alle offiziellen Turnierergebnisse seit der ersten WM 1982 und eine Übersicht der kommenden Wettbewerbe zu finden sind.
Vielleicht sehen wir uns ja bald an einer Competition. In diesem Sinne: Frohes Würfeln!
Mike Ditton
Mehr zum Zauberwürfeln: www.worldcubeassociation.org